Analekzem

Beschreibung der Problems
Ein häufiges Problem ist quälender analer Juckreiz – dies wird aller­dings im Gespräch oft erst dann beklagt, wenn Patienten Vertrauen zum Arzt gefunden haben. Häufig wird daraufhin ärztlicherseits fast automatisch die Diagnose „Hämorrhoiden“ gestellt. Die Ursache der Beschweren sind aber relativ selten Hämorrhoiden, eine Anomalie der Venen im Bereich des Schließmuskels am After – es sind sozusagen „Krampfadern“ am After.

Stattdessen werden Analmarisken fälschlich als „äußere Hämorrhoiden“ angesehen. Diese lassen sich leicht bei einfacher Betrachtung erkennen als weiche, breitbasig aufsitzende oder gestielte, faltenreiche Hautlappen, oft umgeben von mehr oder weniger stark entzündeter Haut und Schleimhaut. Im Pressversuch füllen sie sich nicht mit Blut.

Viele Patienten haben eine jahrelange Odyssee hinter sich, bekommen oft starke Cortison-Salben (Klasse 3 oder 4 nach Niedner) ver­schrieben, die in der Langzeitanwendung durchaus problematisch sein können. Ebenfalls sieht man nicht selten die durch lange vergebliche Behandlungen erworbenen Kontaktsensibilisierungen gegen z.B. Bufexamac oder Lokalanästhetika der verwendeten Salben oder Zäpfchen, was dann wiederum zu einem durch die Salbe ausgelösten Ekzem mit Juckreiz führt. Neben der Untersuchung durch mich (auch zur Klärung des Vorliegens von Rhagaden (Einrissen) oder Analfisteln, einer Pilzinfektion, einer Psoriasis der Analfalte, seltener auch von Wurmbefall usw.) ist eine vertiefte Befragung der Patienten wichtig. Natürlich beinhaltet die Anamnese die Fragen nach Stuhl­un­regel­mäßigkeiten sowie Blut- oder Schleimbeimengungen.

Analmarisken erschweren die Analhygiene. Beim eindeutigen Befund von Marisken sollte der Arzt aber „Klartext“ mit den Patienten reden. Dazu gehört auch die Frage, ob nach dem Stuhlgang viele Reinigungs­vorgänge notwendig sind, bis das Toilettenpapier sauber ist.

Verbliebene Stuhlreste und die Reibung mit dem Toilettenpapier (zu rauh?) sind häufig für den wiederkehrenden Juckreiz verantwortlich. Wichtig ist auch die Frage, ob Wasser und ggf. auch Seife oder feuchtes Toilettenpapier zur Reinigung verwendet werden. Erstere ruft bei häufigen Reinigungsvorgängen eine irritativ bedingte Dermatitis (Hautentzündung) hervor, Letzteres kann wegen der stets darin enthaltenen Konservierungsstoffe zusätzlich ein allergisches Kontakt­ekzem bewirken.

Gründliche Reinigung der Analregion nach dem Stuhlgang:
Es ist auch für Jeden leicht nachvollziehbar, dass die wiederholten Reinigungs­vorgänge die empfindliche Analhaut reizen können. Eine einfache Lösung dieses Problems ist die Verwendung einer Körperlotion, die nach der ersten groben Reinigung auf das nächste Stück Toilettenpapier gegeben wird. Dank des Fettanteils der Lotion gleitet das Toilettenpapier fast reibungslos, das Ablösen von Stuhlresten erfolgt wesentlich leichter, vollständiger und schonender. Dermatologen nennen das „Abölen“ und wenden fettige Substanzen (Öle, Salben) oft zur schonenden Entfernung von Belägen der Hautoberfläche an. Patienten merken die bessere Wirkung dieser einfachen Prozedur schon daran, dass der Verbrauch von Toilettenpapier zurückgeht. Schließlich hinterlässt die Lotion einen dünnen, schützenden Fettfilm auf der Hautoberfläche und wirkt durch ihren Wasseranteil kühlend und Juckreiz lindernd. Ferner leuchtet auch die Erklärung ein, dass man bei Säuglingen zum Säubern der Windelregion von Stuhlresten und Penaten­creme ein Öl getränktes Pflegetuch verwendet.

Speziell geeignet und erprobt sind Probefläschchen. Diese haben mehrere Vorteile: Sie passen in Hosen- oder Handtaschen, lassen sich diskret mit auf die Toilette nehmen, beispiels­weise auf Reisen oder am Arbeitsplatz. Ferner kann man solche Flaschen – anders als Probetuben – nach sorgfältigem Säubern erneut befüllen. Hierzu eignen sich auch preiswerte, normale Körperlotionen, möglichst ohne Harnstoffanteil (Urea), weil dieser in Einrissen der Haut Brennen und Schmerzen verursacht. Die Umstellung der Reinigungsprozedur muss als Dauermaßnahme erfolgen. Es ist ratsam, sich zusätzlich einen größeren Spender solcher Lotion neben die häusliche Toilette zu stellen, damit nach dem Stuhlgang nachgereinigt werden kann.

Es lässt sich in wenigen Tagen überprüfen, ob die Marisken Ursache des Juckreizes waren – die Beschwerden lassen dann nach. Wenn dies jedoch nicht der Fall ist, müssen selbstverständlich die zahlreichen weiteren, auch manchmal auch bösartigen Ursachen des analen Juckreizesvon mir oder manchmal auch von entsprechend spezialisierten Ärzten geklärt werden. Sofern man sich aber mit einer einfachen Maßnahme diese oft aufwendigen, unangenehmen Untersuchungen ersparen kann, hat sich der Versuch gelohnt. Für manche dieser Patienten bietet sich auch die operative Entfernung der Marisken an.

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